Klarheit und Mitbestimmung bei Lehramts-Reform sind jetzt notwendig

(Presseaussendung, 28.03.2023) - Nach der Ankündigung von Minister Polaschek im November, das Lehramt Sekundarstufenstudium von sechs auf fünf Jahre Gesamtstudienzeit zu verkürzen, gibt es immer noch keine konkreten Details zur Reform. Doch selbst wenn eine Gesetzesgrundlage der Reform bald kommen würde, wird die Umsetzung in der Sekundarstufe mindestens zwei bis drei Jahre dauern. Dies führt schon jetzt zu massiver Verunsicherung bei Studierenden und Studieninteressenten, denn jetzt ein überlanges und für veraltet erklärtes Studium abzuschließen ist unattraktiv, kurz vor der Reform noch im alten Studiensystem einzusteigen, erscheint vielen unsicher. Für die Studierendenvertreter_innen der ÖH an der Uni Salzburg ist klar: Damit könnte der Mangel an qualifizierten Lehrer_innen zusätzlich befeuert werden, obwohl die Reform eigentlich das Gegenteil bewirken sollte.

 

Vielmehr muss Minister Polaschek nun schnell handeln und insbesondere den aktuellen Studierenden Anreize geben, bis zur tatsächlichen Umstellung noch im längeren Studiensystem trotzdem weiter zu studieren, z.B. durch Anreize in der Besoldung für das ein Jahr längere Studium oder durch Abgeltung in der Fort- und Weiterbildung. Auch berufsermöglichende Studienmodelle im Lehramt mit reduzierter Anwesenheitspflicht, stärkeren digitalen Lehrmethoden und Abend- sowie Wochenendkursen müssten eigentlich sofort angeboten werden und nicht erst in einigen Jahren.

 

„Lehramtsstudierende stehen gerade zwischen allen Fronten: Das Schulsystem braucht dringend Personal und wirft sogar Studierende kurz nach dem Studienstart sofort ins kalte Wasser als Notnagel. Das Studium nimmt bisher keine Rücksicht auf eine Schulanstellung und setzt zu stark auf Anwesenheitspflicht. Gleichzeitig reformiert das Ministerium im stillen Kämmerlein vor sich hin. Diese Kombination könnte das Schulsystem auf Jahre an den Rand des Kollaps bringen und noch mehr junge Menschen vom Lehrerberuf oder Lehramtsstudium abschrecken“, erklärt Laura Reppmann, Vorsitzende der ÖH Uni Salzburg, die Situation.

 

„Das Lehramtsstudium attraktiver machen geht nur, wenn man die aktuellen Studierenden auch wirklich nach den aktuellen Problemen fragt und Lösungen für die aktuelle Situation anbietet. Leider spricht das Ministerium in erster Linie mit den Hochschulen hinter verschlossenen Türen, während die eigentliche Zielgruppe verunsichert im Dunkeln tappt und von kryptischen Reformankündigungen zusätzlich abgeschreckt wird – ein Musterplan, wie man es nicht machen sollte“, ergänzt Karola Winsauer, Vorsitzende der Studienvertretung Lehramt der Universität Salzburg.

 

Begrüßt wird von den Studierendenvertreter_innen der vom Land und der Salzburger Bildungsdirektion in Aussicht gestellte Erlass von Studiengebühren, wenn Lehramtsstudierende aufgrund der Tätigkeit in den Schulen länger studieren müssen. "Trotz mehrfacher medialer Aussagen besteht auch hier nach wie vor Unklarheit und dies schafft aktuell wieder Unsicherheit bei Studierenden. Statt bei bloßen Ankündigungen zu bleiben, müssen jetzt die Details geklärt werden und eine schnellstmögliche Umsetzung folgen, um tatsächlich die erwartete Entlastung zu schaffen!", fordern Reppmann und Winsauer unisono.

 

Die Studierendenvertreter_innen sind sich sicher: Es braucht jetzt klare Ansagen und Zeitpläne, wirkliche Verbesserungen bei den Studien- und Arbeitsbedingungen und klare Anreize, in der langen Übergangsphase weiter zu studieren.

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